It´s Paartime
- Ulrike Schöllhorn
- 4. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Die fünf meist geäusserten Gedanken von Paaren in der Paartherapie

Wenn Paare in die Paartherapie kommen, haben sie nicht ihr Glück, sondern ihre Not geschickt. Gut erstmal, dass es die Not gibt. Sie ist der Treiber, der Paaren bewusst macht, dass sie etwas in ihrer Beziehung ändern möchten. Sie wollen sich wieder nähern. Aber wie geht das? Ich habe mal ein paar Gedanken von Paaren gesammelt, die ich immer wieder höre und teilweise nachvollziehen kann. Oft jedoch sind es Gedankenäußerungen, die mehr Fragen aufwerfen, als zur Verbesserung der Beziehung beizutragen. Hier sind die meist fünf geäusserten Gedanken.
Ich liebe meine/n PartnerIn über alles!
Das ist zunächst ein schönes Liebesgeständnis. Ich finde es außerordentlich wichtig, dass sich Paare ihre Liebe oder Zuneigung immer mal wieder versichern. Und ja, diese Aussage kann doch auch stimmen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass der/die ParnterIn ihren/seinen PartnerIn oft anders erlebt. Z.B. entscheidet er/sie manche Dinge eigenständig, obwohl er/sie die andere Person mit einbeziehen sollte, weil es letzten Endes beide betrifft (z.B. größere Anschaffungen, gemeinsamer Urlaub etc.). Oder er/sie verbringt mehr Zeit mit seiner/ihrer Herkunftsfamilie, als mit der eigenen. Oder er/sie ist viel abwesend. Die Aussage ist also nicht kongruent zum Erlebten.
Ich bin ehrlich
Ja, es ist durchaus anzustreben, dass zwischen dem Paar die grösstmögliche Authentizität herrscht. Gleichwohl wissen wir, dass es Situationen gibt, wo wir dem Konflikt lieber aus dem Weg gehen. Wichtig ist also für das Paar zu klären: In welchen Bereichen brauche ich Wahrheit und in welchen Bereichen dürfen wir unsere Geheimnisse haben?
Pornographie schaut jede/r, das ist doch normal
Die Statistiken zeigen, dass das Schauen von pornographischen Filmen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Es scheint zu einer "Normalität" geworden zu sein. Die Sexualität ist die intimste Kommunikation, die ein Paar haben kann. Das gemeinsame Konsumieren von Pornos kann anregend sein. Oft jedoch wird es zum Hindernis, denn das Paar verliert das eigene Empfinden, was es wirklich mag und wie es sich am besten und am schönsten "spüren" kann. Die Normalität wird dann zu einem Problem.
Wenn er/sie sich ändern würde....
manchmal passiert dies tatsächlich, dass sich eine Person der beiden ändert. Z.B. schafft sich die andere Person mehr Freiraum, beginnt ein neues Hobby oder wird spirituell. Dann kommt der/die Andere nicht mehr hinterher und wünscht sich der/die andere PartnerIn zurück.
Manchmal wäre es auch gut, der/die Andere würde sich ändern, doch er/sie tut es nicht. Was bleibt dann übrig? Gerne gebe ich dann dem Paar mit: Was müsste sich beim jeweils Einzelnen selbst ändern, dass Sie merken, jetzt wird unsere Beziehung wieder besser?
Mit einem/r neuen ParnterIn wird alles besser
Das kann zutreffen. Oft erlebe ich es allerdings, dass nach einer Trennung die dadurch verursachten Wunden nicht genügend Zeit haben "gepflegt" zu werden und mit in die neue Partnerschaft hineingetragen werden. Neulich sagte eine Bekannte zum mir, die nach der Trennung bald eine neue Partnerschaft einging: "Ich kann nur sagen, es wird nicht besser!" Es braucht daher Zeit, die hinterbliebene Partnerschaft nochmals gut anzuschauen. Fragen wie: "Was hat es mit mir gemacht? Was passiert mit mir, wenn ich "alleine" bin? Welche alten Muster, die ich in meiner Herkunftsfamilie kenne, haben sich in meiner alten Beziehung wiederholt und was war mein Teil davon? Wie kann ich es in Zukunft anders machen?", sind hilfreiche Fragen für sich selbst.
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